Massive Preiserhöhungen am Papiermarkt auf breiter Front

Laut dem EUWID (Europäischer Wirtschaftsdienst für Nachrichten Märkte und Trends) steigen die Rohstoffpreise für Frischfaser-Wellpappenrohpapiere kontinuierlich an. Und es ist kein Ende in Sicht. Die Papiersorten zur Herstellung von Wellpappe unterscheiden sich im Ausgangsprodukt, aus dem diese gefertigt werden. Während sich Papiere wie der Testliner, Schrenzpapier oder auch Wellenstoffe eher nicht oder nur moderat auf der Preisskala bewegen, bemerken wir massive Preiserhöhungen bei Produkten mit dem sog. Kraftliner.

Die Preise steigen, aber warum?

Der E-Commerce Markt wächst und wächst. Laut einer aktuellen Studie wird der E-Commerce in Deutschland (B2C), für das Jahr 2017, mit 48,7 Milliarden Euro prognostiziert.  Dies entspricht einem Zuwachs von weit über vier Milliarden Euro. Daraus resultiert auch eine erhöhte Nachfrage an Verpackungsmaterialien.

Dies belegt auch der Verband für Wellpappen-Industrie (VDW). Im ersten Quartal 2017 haben Mitglieder des VDWs 30,2 Millionen Quadratmeter Wellpappe mehr abgesetzt als im Vorjahreszeitraum. In einer Pressemeldung gab Dr. Oliver Wolfrum, Geschäftsführer des Verbandes der Wellpappen-Industrie folgende Erklärung ab: „Seit Februar diesen Jahres sehen sich unsere Mitglieder Preiserhöhungen um bis zu 100 Euro pro Tonne Wellpappenrohpapier ausgesetzt. Das entspricht einer Preissteigerungsrate von rund 17 Prozent für unseren wichtigsten Rohstoff, der etwa 50 Prozent unserer gesamten Produktionskosten ausmacht“.

Sprunghaft steigen die Preise für Wellpappenrohpapiere sowie Wellpappen an. Mit ein Grund sind derzeitige Lieferkettenengpässe und die Folgen der Coronakrise. Vor allem die für die Herstellung benötigten Rohstoffe wie Altpapier und Zellstoffe haben sich überdurchschnittlich verteuert.

Wie das statistische Bundesamt mitteilt, hat sich der Großhandelspreis für gemischtes Altpapier 2021 mehr als verdreifacht. Ein Grund hierfür: Durch die Coronakrise wurden weniger Flyer und andere bedruckte Papiere hergestellt. Daraus resultiert eine deutlich verminderte Menge an Recyclingpapier. Um den Bedarf zu gerecht zu werden, ist der Anteil an “neuen” Papieren deutlich gestiegen und damit auch der Preis.

Kraftliner: Muss das sein?

Viele setzen auch heute noch auf die beliebten Kartonagen aus Kraftliner Papieren. In einigen Anwendungsbereichen hat dies auch durch seine Berechtigung, aber nicht in allen! Es gibt durchaus Wege und auch kostengünstigere Lösungen.

Unterschiede von Kraftliner und Testliner Papieren

Der Vorteil vom Kraftliner kommt insbesondere im Lebensmittelbereich zum Tragen. Hier gibt es Situationen, dass es zum Beispiel durch enorme Temperaturunterschiede zu Feuchtigkeitsbildung kommen kann. Produkte die in einem Wellpappkarton aus Kraftliner gepackt sind, können dieser Feuchtigkeit besser und länger standhalten als Kartonagen aus Testlinern.

Der Grund hierfür liegt in der Länge der verwendeten Papierfasern. Bei einem Testliner (Recycling-Material) sind die Papierfasern kürzer  als bei Kraftliner (Frischfasern), da diese schon den Recycling Prozess durchlaufen haben. Lange Papierfasern können sich bei der Produktion stärker verweben. Dadurch entsteht eine höhere Festigkeit.  Das bewährt sich bei wechselnden Temperaturen und einhergehend mit möglicher Feuchtigkeit. Sind diese Gegebenheiten nicht vorhanden, reicht ein Karton dessen Innen-und Außendecke aus Testliner besteht in der Regel völlig aus.

Moderne Herstellungsverfahren stellen sicher, dass auch schwere Produkte verpackt und geschützt werden können. Ein weiterer Vorteil besteht aktuell in einer Kostenersparnis gegenüber Kartonagen aus Kraftliner.

Verschlussmöglichkeiten als weiterer Optimierungspunkt

Worauf Sie auf jeden Fall achten sollten, ist das Verschlussmaterial. Keinen Unterschied gibt es bei der Verwendung von Umreifungsbändern. Sollten Sie jedoch Pakete mit einem Klebeband verschließen, sollten Sie genauer hinsehen. Hier kommt es insbesondere darauf an, auf welche Oberfläche geklebt wird. Kraft- oder Testliner?

In der Praxis bekommen wir öfters zu hören, dass ein bestimmtes Klebeband keine oder eine unzureichende Klebewirkung aufweist. Entscheidend für die Auswahl des richtigen Klebebands ist die Oberfläche, auf welche dieses geklebt werden soll.

Packband Eigenschaften

Der Acrylat-Kleber dringt in die Fasern ein und geht somit eine gewisse Verbindung ein. Dieser Prozess benötigt etwas Zeit. Sind die Fasern im Testliner zu kurz, kann es dazukommen, dass die Haftkraft nicht ausreicht.

Bessere Ergebnisse lassen sich bei Testlinern mit dem Hotmelt- und Naturkautschuk-Kleber erreichen. Beide sind sogenannte Oberflächenkleber und haften direkt an der Stelle, wo diese aufgebracht werden. Die Länge der Fasern spielt in diesem Szenario also keine allzu bedeutende Rolle.

Tipp: Wer es lieber leise mag, sollte sich für die Version „Naturkautschuk Low noise“ oder „no noise“ entscheiden. Es bietet gegenüber herkömmlichen Packbändern eine deutliche Geräuschreduzierung. Auch beim Packband gilt: Qualität statt Quantität!