Kraftpapier: Robustes und umweltfreundliches Verpackungsmaterial aus langfaserigem Sulfatzellstoff
Kraftpapier (engl. kraft paper) ist ein im Sulfatverfahren hergestelltes Verpackungspapier aus Sulfatzellstoff mit hoher statischer und dynamischer Festigkeit. Da Kraftpapier zu nahezu 100 Prozent aus Zellstofffasern besteht, ist es recyclebar und somit umweltfreundlich. Zur Verbesserung von Festigkeit und Oberfläche werden lediglich Stärke, Alaun und Leim in geringen Mengen zugesetzt.
Kraftpapier wird mit einem Grammgewicht von bis zu 120 g/m² angeboten. Ein höheres Grammgewicht kommt lediglich bei Kraftliner vor, einem Papier, das vor allem in der Kartonage- und Wellpappenherstellung zur Anwendung kommt.
Anwendungsgebiete von Kraftpapier in der Verpackungsindustrie
Kraftpapier kommt für Papiersäcke, Tragebeutel, Papiertüten und ähnliche Produkte zur Anwendung und eignet sich insbesondere zum Verpacken von schweren und scharfkantigen Waren. Dünnes, glattes Kraftpapier wird häufig als Einschlagpapier eingesetzt.
Daneben existiert mit dem Sackpackpapier ein poröses Kraftpapier mit hoher Reißfestigkeit und Elastizität. Dieses eignet sich insbesondere zur Verpackung von Schuttgütern, die eine hohe innere Reibung aufweisen (u. a. Kunstdünger).
Gewinnung von Kraftpapier
Kraftpapier besteht zu mindestens 80 Prozent aus frischem und langfaserigem Sulfatzellstoff, der dem Papier seine besonders reißfeste Struktur verleiht und daher auch Kraftzellstoff genannt wird. Zu dessen Gewinnung eignen sich vorrangig Nadelhölzer wie Fichte oder Kiefer. Aber auch Stroh kann verwendet werden. Altpapier wird lediglich in geringen Mengen zugesetzt, da bei dessen Aufbereitung viele Fasern beschädigt und entsprechend verkürzt werden, was wiederum die Festigkeit negativ beeinflusst.
Der Zellstoff wird gewonnen, indem die Hackschnitzel des verwendeten Holzes in einer auf Natronlauge und Natriumsulfid basierenden Kochlauge chemisch aufgeschlossen und so zu Sulfatzellstoff verarbeitet werden (= Sulfatverfahren). Die Kochlauge löst dabei die im Holz enthaltenen Harze und Fette, die schließlich als Nebenprodukte (u. a. Terpentin) anfallen. Der Kraftaufschluss entfernt zudem den größten Teil des im Holz vorhandenen Lignins. Je niedriger der Ligningehalt, desto höher ist die Festigkeit. Denn Lignin ist hydrophob und stört daher die Bildung von Wasserstoffbrücken zwischen Zellulose und Hemizellulose in den Fasern. Da Lignin auch für die Vergilbung verantwortlich ist, wird zusätzlich die Alterungsbeständigkeit des Papiers verbessert.
Der durch dieses Kraftverfahren gewonnene Zellstoff ist fester als der durch andere Zellstoffherstellungsverfahren erzeugte Zellstoff. So bauen beispielsweise saure Sulfitverfahren die die Festigkeit verleihende Zellulose stärker ab, während mechanische Aufschlussverfahren das enthaltene Lignin nicht hinreichend aus den Fasern entfernen.
Auch Bleiche beeinflusst Festigkeit
Unbehandelter Kraftzellstoff ist dunkler als andere Holzzellstoffe. Er kann aber gebleicht werden, um hochwertiges Papier mit hoher Festigkeit sowie hohem Weißgrad zu erhalten. Allerdings wird geht gebleichtes Kraftpapier mit einem Festigkeitsverlust einher.